Lisa Stern
Pressestimmen Der dressierte Mann
“Am Freitag hatte das Stück im kleinen Rahmen des Rudolstädter Schminkkasten als Vier-Personen-Stück in der Regie von Nicole Felden Premiere. Der Zuschauer findet sich im Wohnzimmer (Bühne und Kostüme von Natalie Krautkrämer) eines jungen, modernen Paares wieder – in dem von Bastian (Johannes Geißer) und Helen (Laura Bettinger).
Ausgerechnet als er mit Candlelight-Dinner und Verlobungsring daheim wartet, wird es bei ihr später. Denn ihr gemeinsamer Chef hat Helen den Job als Chief Executive Officer angeboten, auf den Bastian selbst insgeheim spekuliert hatte. […]
Das hält der stärkste Mann nicht aus, sorgt aber für eine Menge Lacher im Publikum. […] Während Helen in ihrer Verzweiflung darum ringt, ihre Ambitionen, Bastians gekränkten Stolz und einen künftigen Kinderwunsch unter einen Hut zu bringen, betreten ungebeten die beiden Mütter das Spielfeld.
Die radikale Feministin Dr. Elisabeth Schröder-Röder (toll gespielt von Verena Blankenburg) und die Zahnarztgattin in dritter Ehe Konstanze Engelbrecht (sehr überzeugend von Manuela Stüßer). Die beiden Mütter sind die Pole, zwischen denen sich die Frauen eine Generation vor Bastian und Helen definierten und aus denen Vilars Thesen sprudeln. In geballter Weiblichkeit wird eine weibliche Strategie fürs 21.Jahrhundert festgelegt – bis der Mann alle überrascht.
Pointenreich und überzeugend bringen die vier Rudolstädter Schauspieler und das junge (weibliche) Inszenierungsteam das Stück auf die Bühne. Doch am Ende bleibt für jeden Zuschauer die Frage zu beantworten: Zündet der Stoff noch? Die Beziehung von Mann und Frau ist heute wie damals und quasi immer auf dem Prüfstand und guter Theaterstoff. Dennoch sind die Probleme von damals ebenso wie so manche These von der Zeit überholt.”