Catharina Kottmeier
Pressestimmen Bei Ihnen zuhause
Suche nach der Realität hinter der „Reality“
Spielclub Ü62 bietet die Boulevardkomödie „Bei Ihnen zu Hause“
„Die Boulevardkomöde wurde von Nicole Felden und Tobias Bode vom Theater für den Spielclub Ü62 geschrieben. „Ü62“ – das sind zehn Frauen und vier Männer, die aus Begeisterung fürs Theater viele Strapazen auf sich genommen haben, um in der Premiere im TiK am Samstagabend für ihre hervorragende Ensembleleistung verdienten Beifall zu ernten.
In einer lautstarken, aber durchaus amüsanten Inszenierung decken Felden und Bode die Realität hinter der „Reality“ auf. Zum Inhalt: Das ältliche Lehrerehepaar, der bereits pensionierte Eberhard (nettspießig: Wolfgang Matz) und die wesentlich temperamentvollere Gattin Doris (Annette Schoof-Hosemann), genervt von seichten Doku-Soaps, beschließen eine „Zuschauer-Fernsehrevolution“ nach Alt-68er Manier zu starten. […] Das turbulente Casting der Kommunarden beschert dem amüsierten Publikum die Bekanntschaft mit einer Reihe schräger Typen. […] Mit Wollust haben die beiden Autoren jedes nur denkbare Klischee bedient, scheuen sich nicht, beispielsweise das ernste Thema Sucht in ihrer turbulenten Komödie zu verarbeiten. Doch während die eine Hirnhälfte des Betrachters zur Empörung rüstet, muss die andere eingestehen, dass dies genau das ist, was via TV täglich in die Wohnstuben gespült wird: gnadenlose Enthüllungs-Storys für ein voyeristisches Publikum. […] Dieses Stück will mit seiner bisweilen schrillen Überzeichnung durch seine enthusiastischen Darsteller nicht nur amüsieren, sondern auch wachrütteln.
Gisela Brüning, Badisches Tagblatt 11.07.2011
Nichts ist spannender als das wirkliche Leben
Spielclub Ü62 feiert gelungene Premiere im TIK
„Bei Ihnen zu Hause“ heißt das Stück, das von Regieassistentin Nicole Felden und Schauspieler Tobias Bode eigens für den Seniorenspielclub geschrieben wurde und die Schauspieler forderte, aber auch nicht überforderte.
Seit Oktober wurde wöchentlich fleißig gespielt und mit den Laien an ihrem Schauspiel gearbeitet. Der intensive Probenmarathon vor der Premiere hat sich gelohnt, denn die Uraufführung des Stückes war ein voller Erfolg Texthänger oder vergessene Einsätze gab es nicht. Stattdessen zeigten die 14 Darsteller nicht nur viel Spaß am Spiel, sondern gingen regelrecht in ihren Rollen auf.
Dabei warteten Klischees darauf , ausgefüllt zu werden: darunter die Hausfrau mit Putzfimmel, der rückenkranke Rentner, die Hartz-IV-Empfängerin mit sieben Kindern, die Karten legende Esoterik-Tante, der quotengeile Fernsehmachen, die trillernde Arien-Diva und der abgewrackte Ex-Chef. […]
Die Stärken des Stückes liegen sicher in den überzeichneten Charakteren. Musikeinsatz und Video-Sequenzen sorgen für rasches Tempo. Unbeholfen wirken lediglich Tanzeinlagen, die als Effekt eingesetzt wurden. Die Casting-Szene hatte ihren Hohepunkt im Auftritt von Heide Maier, die als vollkommen plempleme „Frau mit dem Stuhl“ das Casting sprengte. Insgesamt verblüfften die Schauspieler, indem sie sich mit viel Mut in ihre Rollen fallen ließen, wie Angela Schreiber, die als Sabrina permanent operettenhaft trällern musste.